Wipfelrauschen 2022

Ein Musikfest für den Frieden

Peter Müller 29.08.2022

Zum sechsten Mal kam die Musik der Welt zum „Wipfelrauschen“ ins Föritztal nach Neuhaus-Schierschnitz. Musikfreunden wurde ein breites Repertoire geboten.

Alles war wie immer vor und im Rathaus von Neuhaus-Schierschnitz am Freitagabend gut vorbereitet, um zum sechsten Mal die Musiker der Welt – aus Ost und West – gebührend als Botschafter des Friedens beim „Wipfelrauschen im Föritztal“ zu empfangen. Für ein freundliches, die Kommunikation förderndes Klima war durch kulinarische Spezialitäten gesorgt, und der leichte Dauerregen schreckte wahre Musikfreunde auch nicht ab, vor allem, weil jeder den äußeren Festplatz mit ausreichend gemütlichen Sitzplätzen im Kultursaal tauschen konnte.

Dennoch konnten Bürgermeister Andreas Meusel und Organisator Jan Donnerberg nach der Pandemiepause etwas weniger Besucher als vor Corona begrüßen. Wer nicht kam, verpasste wie immer ganz besondere Höhepunkte der gegenwärtigen europäischen Musikszene. Folklore gepaart mit heißen Rhythmen war ebenso garantiert wie eine außergewöhnliche Stimme zu eigenen Liedern und Chansons. Den Anfang machten schon traditionsgemäß einheimische Musiker. Diesmal griff der Frauenchor Judenbach unter der musikalischen Leitung von Barbara Zach tief in sein Repertoire altbekannter Werke. Denn nach der Zwangspause ist es nicht einfach, alle Sängerinnen wieder einzusammeln, um neu und geschlossen in die Zukunft zu starten und vorher erworbene Qualitätsansprüche zu erfüllen.

Lasst und tanzen und singen

Der Frauenchor Judenbach sang fröhliche, tänzerische Volkslieder und Weisen vom Spiritual bis zum Musical und Schlager unter dem Thema „Viva la musica. Lasst uns auch in Zukunft tanzen und singen“. Dazu gehörte auch die Erinnerung an das italienische Lied, das der Chor von seiner musikalischen Italienreise mitgebracht hat und die Sängerinnen immer wieder anspornt. Der Beifall der Besucher war ihnen gewiss.

Danach kam ein bewundernswertes Naturereignis. Eine große Stimme. Ein Geschenk der Natur. Ausdrucksmöglichkeiten, eine Farbpalette der Töne und Klangvarianten von swinging Doris Day bis rocking Janis Joplin. Teresa Bergman heißt diese junge Frau aus Berlin. Sie hat niederländische Vorfahren und stammt aus Neuseeland. Vor zehn Jahren kam sie nach Berlin und begeistert seither die Menschen mit ihrer Ausnahmestimme, ihrer hohen Kunst an der Gitarre und ihren Songs. Sie ist freundlich und offen allen Menschen gegenüber. Sie lächelt und tanzt gerne. Musik ist ihr Lebenselixier, und auch eigene Erlebnisse fließen in ihre Texte ein. Daher wirkt ihre Bühnenperformance durch und durch menschlich, spontan, fröhlich und ehrlich. Damit brachte sie am Wipfelrauschen sogar die eingeborenen Besucher zum Mitsingen und Swingen. Ihre offene Art animierte die Menschen zum Mitmachen. Mit ihrer Zugabe erinnerte Teresa an all die Menschen, denen es gerade nicht so gut geht wie allen Anwesenden. Sie beschloss ihr Konzert mit „Across the Universe“ von John Lennon, dessen Refrain alle im Saal mitsangen.

Das „Wipfelrauschen“ wäre nichts ohne eine der heißblütigen Bands aus Osteuropa. Nach langen Bemühungen konnte Jan Donnersberg für dieses Jahr die aufsehenerregende polnische Band Dekanda engagieren. Ein Ensemble aus Vollblutmusikern: ein Teufelsgeiger, zwei rhythmische Gipsy-Tänzerinnen und -sängerinnen, ein Sehnsuchtstrompeter samt Kontrabassisten, Drummer und Gitarristen.

Dabei können auch alle die Instrumente wechseln oder neue einführen. Sie präsentierten mitreißende Rhythmen zu mystischen Klangkaskaden, die geheimnisvoll aus tiefem Dunkel zu Feuer und Flamme hochschlugen. Osteuropäische Folklore wechselte mit Gipsy-Tanzliedern und vor allem original intonierten orientalischem Balkan-Sound. Türkische Trommeltechnik der „Zigeunerinnen“ zu rasant kreiselnden Figuren der Teufelsgeige entfachten eine animalische Lust auf Singen und Tanzen wie die Derwische. Mit ihren ausgezeichneten Muntermachern ging das Wipfelrauschen zu Ende und entließ fröhliche Menschen in die Nacht.

Teresa Bergman Foto: Peter Müller
Dekanda Fotos: Peter Müller