Rauschende Geburtstagsparty in Judenbach

Text und Fotos: Peter Müller 14.06.2023 www.insuedthueringen.de

Alle kamen zum „25+1. Geburtstagsjubiläum“ in den Kultursaal „100“, um den Frauenchor Judenbach und seine musikalische Leiterin Barbara Zach zu feiern.

Der Kultursaal „100“ war am 10. Juni im Ausnahmezustand. Im Freien voller Menschen, die noch vor der Veranstaltung „Bratwürscht“, Steaks oder Soljanka essen wollten; im Saal alle Plätze bereits seit einer Stunde belegt oder für Ehrengäste und befreundete Chöre reserviert. Der Massenauflauf machte einen heiter kontrollierten Eindruck, denn zwischen allem wirbelte die junge Vorsitzende Annette Walther herum und brachte erstaunlicherweise eine gewisse Ordnung in den Saal.

Nach einem brillanten festlichen Auftakt des „Musikvereins Heinersdorf“ mit einem triumphalen Marsch von der Empore herab bestiegen die Chordamen die Bühne und begrüßten mit einem fröhlichen Kanon „Singen macht Spaß“. Annette Walther sammelte sich als Vorsitzende zur Begrüßung der Gäste und Ehrengäste. Sie ging in ihrem Willkommen auf die Bedeutung der Musik und Kultur für Mensch und Gesellschaft ein, gerade in Corona-, Kriegs- und Krisenzeiten.

Das Besondere an dieser „25+1“-Feier war, dass es nicht um die Feier irgendeines Chores ging, sondern um die Party eines Frauenchors, der sich in fleißigen Proben emanzipiert und etabliert hat. Dabei stand ein Mann im Mittelpunkt, der das Vorhaben der Frauen bis zur Reife unterstützt hat: Albrecht Morgenroth, der ehemalige und langjährige Bürgermeister von Judenbach. Ihm galt der besondere Dank und die Ehre des Tages von allen Sängerinnen. Für seine besonderen Leistungen wurde dem treuen Pianisten Daniel Fuhrmann gedankt. Der Frauenchor sang danach einen bunten Blumenstrauß geliebter Lieder aus all den Jahren.

Zwischen den einzelnen Programmblöcken spielte der Musikverein Heinersdorf mit mitreißender Blasmusik stimmungsvoll auf. So kam nach den Begrüßungen ein zweigeteilter historischer Rückblick, den das Mitglied des Gründungsvorstands Roswitha Hoffmann mit dem Tag X begann und mit den Erfolgen beendete, nachdem Barbara Zach ihr Zögern beendet und die musikalische Leitung des Ensembles übernommen hatte. Bei der ersten Teilnahme am Chortreffen der Männer triumphierten die Frauen daraufhin mit Barbara Zach als Karajan des Dirigats und der Chor sang wie Göttinnen.

Walther vervollständigte die in Mundart vorgetragene Anfangsgeschichte mit der endlichen Gründung des Frauenchors als Verein. Seitdem wuchsen die Aufträge bei Veranstaltungen zum Dauerbrenner. Um den Fortschritt einer solchen Gemeinschaft zu sichern und zu fördern, nahmen Zach und einige andere an Chorleiterschulungen teil, andere nahmen Unterricht in der Gesangsklasse der Musikschule Sonneberg.

Corona-Zeit überbrückt

Der Besuch des Internationalen Chorfestes in Bozen/Südtirol schweißte die Truppe eng zusammen und überbrückte die Corona-Zeit, weswegen sie allerdings auch die Einladung nach Israel nicht antreten konnten.

Als es hieß „Wir dürfen wieder“, brachte der Chor aufgrund der Initiativen von Traudl und Manfred Garg, vom Vorstand und Susanne Gläser, ebenso Daniel Fuhrmanns 42 aktive Sängerinnen erneut zu den wöchentlichen Proben und zu Auftritten.

Bürgermeister Andreas Meusel war der erste Gratulant, er brachte Blumen für die Frauen und Geld für den Verein aus dem Föritztal-Rathaus mit. Der amtierende Landrat Jürgen Köpper wartete mit der umjubelten Nachricht auf, dass auf Initiative von Traudl Garg der „Kulturförderpreis“ des Kreistags mit einer Urkunde und 1500 Euro Fördergeld an den Frauenchor Judenbach gehe. Eine Ehre und Freude, die spontan und lautstark bejubelt wurde. Nach den Grußworten von MdL Beate Meißner unterbrachen die Sängerinnen den Ablauf und die „Bebos“, als Sextett 2009 aus dem Chor gegründet, sangen heitere Lieder aus Barock und Swing. Danach folgten die weiteren Grußworte und Ehrungen.

Aaron Heinrich schenkte dem Verein eine für das Jubiläum geschriebene und gewidmete Eigenkomposition über Eichendorffs Lied „Schläft ein Lied in allen Dingen“. Wolfgang Steudel vom „Chorverband Thüringen“ vergab die Urkunden für 25 Jahre aktive Mitgliedschaft für alle Gründungsmitglieder, weitere Urkunden gab es für 20 sowie zehn Jahre Vereinstreue und für aktive Leistungen. Elke Grimm von Kreischorverband „Thüringer Schiefergebirge“ schloss sich den Ehrungen an.

Mit einer Schweigeminute wurde der Verstorbenen gedacht.

Zudem bekam die musikalische Leiterin Zach für ihre bisherigen Leistungen eine Verdiensturkunde des „Deutschen Chorverbandes“ als Höhepunkt der Ehrungen überreicht.

Mit den Grußworten der Vereine und vielen Getränken für die Aktiven wurden die Grußworte heiter und humorvoll beendet.

Es grüßten mit Geschenken: das Theater „Schwammastürer“ mit viel Wein für Stimme und Stimmung. Der „Kleintierzuchtverein“ Judenbach mit Flaschen, um die Stimme zu ölen; „Dorfleben Judenbach“, „Männerchor Judenbach 1878“ mit 15 Kilo Sekt; „Musikverein Heinersdorf“ mit vier Flaschen von der Gründungsfeier vor 135 Jahren. Die Chöre „Gestungshausen“ und „Fechheim“ gratulierten mit ihren Delegationen.

Gegen Schluss der lang anhaltenden Party sangen Männerchöre zu Ehren des Gastchores der Frauen. Der Männerchor Judenbach widmete seinen großen, nahezu unübertroffenen Klang der Frau Musica, dem deutschen Wald und der Minne. Dabei wurde Eva Vogel vom Frauenchor die Ehre zuteil, den Männerchor dirigieren zu dürfen. Kaum zu glauben, aber wahr. Der „Männergesangsverein Eckenhaid 1905“ unter Leitung von Udo Reinhart übertraf alle Erwartungen und erhielt den Beifall, die Anerkennung und Bewunderung aller Sänger und Sängerinnen im Saal. Mit dem schottischen Volkslied „Loch Lomond“, dem Shanty „Drunken Sailor“ auf Deutsch und dem „Wellerman-Song“ entflammten sie die Begeisterungsstürme, die in Zugabe-Rufen endete. Mit einem aufwühlenden expressiven Lied „Das Morgenrot“ kamen sie dem nach und wurden frenetisch verabschiedet.

Mit heiteren Schlagern beendete der „Frauenchor Judenbach“ den offiziellen Teil des umfangreichen Programms. Der Vorstand sagte Dank und verabschiedete sich von diesem tollen Event. Alle Sängerinnen und Sänger des Saales fanden sich zum letzten Lied „Klinge, Lied, lange nach“ zusammen. Nach diesem Finale spielte der „Musikverein Heinersdorf“ – nun am Stück – zum Tanz auf. Die Aftershow-Party ging weiter.