Stille und friedliche Klänge zur Weihnacht
Moritz Bauer 06.12.2022Der Judenbacher Frauen- und der Männerchor hatten am zweiten Advent zum Konzert in die Sankt Nikolaus Kirche eingeladen und viele Gäste kamen.
Wenn die Judenbacher Sankt Nikolaus Kirche am Abend des 2. Advents festlich erleuchtet ist und stimmgewaltige Klänge bis nach draußen zu hören sind, wissen alle im Bergdorf Bescheid. Das traditionelle Weihnachtskonzert des Judenbacher Frauen- und Männerchores ist hier in der staden Zeit das kulturelle Highlight schlechthin. Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause hatten die Sängerinnen und Sänger um ihre Chorleiter Barbara Zach und Klaus Mechthold ein mächtiges Programm auf die Beine gestellt, was am Sonntagabend überverhältnismäßig viele Besucher ins Gotteshaus lockte. Umso mehr staunten so manche Besucher, welche die beiden Chöre aufgrund der langen Auftrittsabstinenz in den letzten beiden Jahren selten zu Gesicht bekommen hatten, mit welcher enormen Mannes- beziehungsweise Frauenstärke die Chöre auf ihre für die Weihnachtszeit angestammte Bühne im Altarraum zurückkehrten. In gewohnt schwungvoller Art hieß Dirigent Mechthold seine Besucher in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche willkommen: „Advent ist die Zeit der Einkehr und der stillen Freude. Unser heutiges Konzert gestalten wir ganz nach diesem Motto, auch mit etwas leiseren Tönen und haben dazu mit beiden Chören ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Weiterhin steht unser Weihnachtskonzert ganz im Zeichen des Friedens, den wir auf dieser Welt dringender denn je herbeisehnen“.
Zudem hatte der Männerchor bewusst zwei Weihnachtslieder ausgewählt, die zu DDR-Zeiten entstanden sind und in ihrer textlichen Bedeutung und den damit verbundenen Konnotationen „zwischen den Zeilen“ besonders interessant erscheinen – „Sind die Lichter angezündet“ und „Tausend Sterne sind ein Dom“ hallten dann im Schlussteil des Konzerts durch das weite Kirchenrund. Und doch schwang bei Mechtholds einführenden Worten auch etwas Wehmut mit, da er in diesem Jahr erstmals die kurze Eröffnungsrede übernahm, mit der zuvor immer Pfarrer Thomas Freytag den Abend einleitete. „Mir wäre es viel lieber, wenn Thomas Freytag jetzt hier in seiner Kirche stehen und dieses Weihnachtskonzert eröffnen würde“. Am 17. Dezember jährt sich der Tod des damals so plötzlich verstorbenen Pfarrers zum zweiten Mal.
Besinnliche Töne zur staden Zeit
Wie üblich hatten beide Chöre einen bunten Strauß an Weihnachtsliedern viele Wochen lang geprobt, um sie an diesem Abend dann zum Besten zu geben. Gefühlvolle Töne wie bei „Wieder naht der heil´ge Stern“ schlug zunächst das volle Aufgebot der Judenbacher Sänger an. Im Sandwich zwischen deren Gesangseinlagen präsentierte sich am Sonntag ebenso das Belcanto, die kleine Besetzung des Männerchores, von seiner Schokoladenseite. Der Platz an der Orgel zeigte sich am Sonntagabend indes seit langer Zeit mal wieder nicht verwaist: Organist Joachim Wicklein umrahmte das musikalische Potpourri der Chöre mit diesem akustisch so durchdringenden Instrument. Im mittleren Teil betrat der Frauenchor das Halbrund direkt unter dem leuchtenden Weihnachtsstern. Dabei war nicht zu übersehen, dass das klangvolle Ensemble unter der Leitung von Barbara Zach sich mit einigen neuen Gesichtern nochmal vergrößern konnte. Ihren Programmteil prägten gleichermaßen besinnliche Weihnachtslieder, unter denen sich auch den Zuhörern eher unbekannte Stücke wie „Bajuschki Baju“ oder „Oft he Fahther´s Love“ gesellten. Ein Pendant zum Belcanto des Männerchores haben die Judenbacher Sängerinnen seit einigen Jahren ebenfalls in petto: Die kleine Besetzung Bebos intonierte den Klassiker „Last Christmas“ auf abwechslungsreiche Art und Weise. Als treuer Begleiter des Judenbacher Frauenchores erwies sich an diesem Abend auch wieder Daniel Fuhrmann, der bei fast jedem Konzert am Klavier mit von der Partie ist.
Applaus von den Emporen
Den Schlussteil läuteten dann wiederum die Herren mit „O du fröhliche, o du selige“ ein, bevor die Damen sich hinzugesellten, um das musikalische „Finale furioso“ des Weihnachtskonzerts anzustimmen. Wenn die ganze Mannschaft der Judenbacher Sängerinnen und Sänger ihre Plätze auf der Kirchbühne wechselten, so herrschte mächtig Betrieb in den Bankreihen.
Wie in jedem Jahr stellt das gemeinsame Abschlusslied des Frauen- und Männerchores den äußerst stimmgewaltigen Höhepunkt dar. Diesmal ertönten die Klänge zu „Fairest Lord Jesus“ bis in den letzten Winkel der Sankt Nikolaus Kirche. Solch einen Ohrenschmaus hatte es seit 2019 im Judenbacher Gotteshaus nicht mehr gegeben. So war es nicht verwunderlich, dass tosender Applaus von allen Emporen hallte und die Sängerinnen und Sänger Dank und Würdigung für ihre weihnachtlich-musikalische Leistung erfuhren. Den Schlusspunkt setzte zu guter Letzt aber „Stille Nacht, Heilige Nacht“, bei dem neben den beiden Chören auch Orgel und Publikum mitwirkten, was den Weihnachtsklassiker zum persönlichen Erlebnis für alle Gäste machte.
Mit dem Verhallen des letzten Tones wäre an dieser Stelle der Abend eigentlich zu Ende gewesen. Doch in diesem Jahr entschloss sich der im Juli neugegründete Verein Dorfleben Judenbach, die Veranstaltung etwas zu verlängern und den Abend in besinnlicher Runde bei Glühwein, Eierpunsch und Bratwurst vor der Kirche ausklingen zu lassen.