Ein wunderbarer Einstieg in den Frühling
Gerade rechtzeitig vor dem späten „Wintereinbruch“ hatte der Frauenchor Judenbach zu Musik, Mundart und Gesang eingeladen, schon zum 20. Mal.
Zum zwanzigsten „Frühling in Judenbach“ hatte dieser Tage der Frauenchor der Gemeinde in den Kultursaal 100 eingeladen. Wie es ihre treue Fangemeinde von den Sängerinnen gewohnt ist, wurde es ein gemütlicher Nachmittag mit eindrucksvollen Darbietungen verschiedener Genres.
„Schon wenn der erste Ton erklingt, beginnt der Raum zu atmen und zu leben“, singt Reinhard Mey in seinem Song „Welch ein Geschenk ist ein Lied“. „Und der begnadete Barde hat damit durchaus Recht“, kommentiert Annette Walther, Vorsitzende des gastgebenden Gesangvereins. „Zum 20. Frühlingskonzert unter dem Motto ‚Musik, Mundart und Gesang’ des Frauenchores Judenbach begann der frühlingshaft blühend geschmückte Raum wirklich zu atmen und vor allem zu leben. Ein begeistertes Publikum wurde dort beschenkt von engelsgleichen Frauenstimmen“, schwärmt Walther.
Zur Einstimmung brillierte Chorleiterin Barbara Zach mit einem Sologesang „Grüß euch in der Runde“, in den alle Sängerinnen als Kanon einstimmten. Es folgten alte, aber unvergängliche Melodien wie „Der Winter ist vergangen“ oder „Maienfahrt“. Aber auch mit „Blau Blümelein“, einer Volksweise aus dem Jahr 1570, und mit einer Frühlingsmelodie von Wolfgang Amadeus Mozart warteten die Sängerinnen unter der bewährten Leitung von Barbara Zach auf.
Mit dem Titel „Die Blumen blüh’n überall gleich“ von Udo Jürgens präsentierte der Chor ein Lied, dessen Text gerade jetzt wieder absolut präsent ist. Schließlich heißt es dort „Die Menschen sind alle verschieden, die Menschen sind hart oder weich. Aber überall hofft man auf Frieden und die Blumen blühen überall gleich…“.
Mit seiner Darbietung des bekannten Liedes von Reinhard Mey „Über den Wolken“ bescherte der Chor den Gästen Gänsehautfeeling, welches noch übertroffen wurde von „Welch ein Geschenk ist ein Lied“, ebenfalls von Reinhard Mey.
Ebenso wie der große Chor begeisterte auch die kleine Besetzung, die Bebos, das Publikum im Saal. In diesem Jahr können sie bereits ihr 15-jähriges Bestehen feiern, und natürlich war an ihrer Seite wieder ihr treuer Begleiter am Klavier, Daniel Fuhrmann. „Komm holder Lenz“ aus dem Oratorium „Die Jahreszeiten“ von Joseph Haydn erklang klar und frisch und nahm die Menschen im Saal mit in den Frühling, der draußen seine volle Pracht entfaltete. In ein ganz anderes Genre entführten die Sängerinnen ihre Zuhörer mit „Lollipop“, Text und Musik von Beverly Ross und Julius Dixon, natürlich mit echtem Plopp, Witz und Charme.
Als drittes Gesangsstück zelebrierten die Bebos einen Satz von Thea Eichholz mit dem Titel „Die Hefe“ – eine Hommage an die Veränderungen des Körpers in der Reife.
„Die Liebe zur Musik und zum Detail in den Texten konnte man dabei nicht nur hören, man konnte sie den Akteuren förmlich ansehen und das Publikum reagierte mit Begeisterung“, fasst die Vereinsvorsitzende Walther zusammen.
Neu im Reigen des Judenbacher Frühlings war das Streichquartett. Vier ehemalige Schüler der Musikschule Sonneberg ließen das vor 55 Jahren bereits existierende Quartett neu aufleben und musizieren nun endlich mit großer Freude wieder zusammen, weiß Walther zu berichten. Dabei spielen Gerhard Liebermann die 1. und Barbara Zach die 2. Violine, Carola Hildebrand die Bratsche und Gottfried Liebermann das Violoncello.
Im Kultursaal brillierten sie mit dem 1. Satz aus Joseph Haydns Quartett Opus 33 Nummer 3. Im Anschluss boten sie Allegro und Presto aus dem „Divertimento“ von Wolfgang Amadeus Mozart, Köchelverzeichnis Nummer 136, ebenso eindrucksvoll dar. „Ein absoluter Hörgenuss, der mit tosendem Applaus belohnt wurde“, lautet Walthers Kommentar zu den vier Musikern.
Komplettiert wurde der kulturelle Genuss durch Mundartlesungen, welche der Chor mit Künstlerinnen aus den eigenen Reihen bestritt. „Keine Geringeren als Regina Metzler und Roswitha Hoffmann vom Arbeitskreis Mundart Südthüringen zelebrierten unseren herrlichen, so facettenreichen Dialekt, und zwar jede auf ihre eigene, für sie charakteristische, wunderbare Art“, freuten sich Sänger und Publikum. Und alle sind sich einig: Unsere Sprachlandschaft wäre wirklich um einiges ärmer, wenn wir alle plötzlich nur noch im Schriftdeutsch sprechen würden.
Zum fulminanten Finale besang der Frauenchor seine große Liebe zu einer Linde. Mit einem frühlingshaften Hauch beendeten die Sängerinnen ihr Konzertprogramm. Zumindest stand der Titel „Dem Frühlingswind“ nach einem Satz von Paul Funk als letzter auf dem Ablaufplan. Doch so schnell ließ das Publikum, das diese „lauen Lüfte“ dank der exzellenten Darbietungen fühlen und genießen konnte, die Akteure nicht gehen.
Mit viel Applaus und dem Ruf nach einer Zugabe bedankten sich die Zuhörer. Der Frauenchor ließ sich nicht lange bitten. Mit „Gabriellas Song“ aus dem Film „Wie im Himmel“ verabschiedeten sich die Sängerinnen schließlich von ihrem treuen Publikum.
Dieses hatte die Veranstaltung in jeder Hinsicht genossen – inklusive Kaffee und selbst gebackenem Kuchen in der Pause.
Für seine besondere, wunderbare Klangfarbe, für die an den strahlenden Augen aller Sängerinnen nicht zu übersehende Liebe zur Musik und zum liebevollen Miteinander im Verein erhielten der Frauenchor Judenbach unter Leitung von Barbara Zach und alle Mitwirkenden zum Ende einer gelungenen Veranstaltung noch einmal wohl verdienten tosenden Applaus.
Verdient hatten sich auch die drei Chormitglieder, die im Rahmen des Konzertes für langjährige treue Mitgliedschaft geehrt wurden – Ute Beyer, Susanne Gräf und Bettina Wendler – , ihre Auszeichnungen.
Für den Frauenchor stehen als nächstes die Teilnahme am Workshop von „Thuringia Cantat“ bei der Thüringer Landesmusikakademie Sondershausen Ende Mai und am dazugehörigen Abschlusskonzert am 1. Juni im Kultur- und Kongreßzentrum Bad Langensalza auf dem Programm.