95. Musikantenstammtisch

Sie singen den Frühling zum Rennsteig

Text/Fotos: Doris Hein 19.03.2023

Mitsingen ausdrücklich erwünscht, heißt es bei den Musikabenden der Gruppe Kantholz seit vielen Jahren. In Neuhaus am Rennweg waren sie deshalb nicht allein. Auf Anregung aus Judenbach wurde der Frühling herbeigesungen – es hat funktioniert.

„Das war wieder einmal ein richtig schöner Abend!“ Noch auf dem Nachhauseweg schwärmen Werner Linß und seine Ehefrau von den Darbietungen der Akteure beim Sänger- und Musikantenstammtisch in Neuhaus am Rennweg. Es war abwechslungsreich, und jeder der Musiker und Sänger auf der symbolischen Bühne im Saal der Feuerwache war auf seine eigene Art etwas ganz Besonderes. Da sind sich die beiden einig, und auch von Dagmar Liebmann auf dem Rücksitz kommt begeisterte Zustimmung. Die drei Lauschaer sind nicht die einzigen Stammgäste, die sich jedes Mal schon vorab auf den Musikabend mit der Gruppe Kantholz und ihren wechselnden Gästen freuen.

Immerhin war es bereits die 95. Veranstaltung dieser Art. Auf solch eine lange Tradition können nur wenige kulturelle Events verweisen. Auch Corinna Müller, Leiterin der Volkshochschule des Landkreises Sonneberg, die den musikalischen Abend in Zusammenarbeit mit der Gruppe „Kantholz“ veranstaltet, freute sich am Eingang, dass dieses Angebot noch immer auf breite Resonanz trifft. Die bewährte Bewirtung durch die Neuhäuser Feuerwehr und die passende Dekoration, mit der die Frauen von „Kantholz“ fürs passende Ambiente gesorgt hatten, trugen vermutlich ebenfalls dazu bei, dass sich die Gäste in der Feuerwache rundum wohlfühlten. Die Organisatoren hatten, wie gewohnt, musikalische Gäste eingeladen – einen Gitarristen aus Saalfeld und einen Chor aus Judenbach.

Nach dem Auftritt von Clemens Fischer kommentierte Moderator Dieter Hoffmann spontan: „Jetzt wissen wir auch, warum er einen Preis gewonnen hat.“ Der 15-Jährige hatte sich in Nullkommanichts in die Herzen der Zuhörer gespielt. Seit rund fünf Jahren nimmt er an der Musikschule in Saalfeld bei Ellen Michel und Fritz Bauer Gitarrenunterricht. Im vergangenen Jahr durfte er sich für seine Darbietung spanischer Klänge über den dritten Platz in der Kategorie „Gesang und Instrumentales“ beim Talente-Wettbewerb „Herzklopfen kostenlos“ in Pößneck freuen.

Auch in Neuhaus bot er Beispiele seiner Lieblingsmusik dar – spanische Stücke und Filmmelodien wechselten einander ab und kamen beim Publikum samt und sonders sehr gut an. Der Auftritt beim Sänger- und Musikantenstammtisch in Neuhaus war nicht sein erster in dieser Runde. Schon beim Weihnachtsstammtisch war er – als Mitglied der Saalfelde Gitarrengruppe „Sentimento“ – am Rennsteig zu Gast. Doch erst bei seinen Solodarbietungen merkte das Publikum, was er wirklich kann. Konzentriert und sehr sauber spielte Fischer unter anderem den Titel „Malagueña“, das weithin bekannte „Bella Ciao“ und die Titelthemen aus „Fluch der Karibik“ und „Harry Potter“. Um eine Zugabe kam er am Ende nicht herum.

Anspruchsvoll und lupenrein

Ebenfalls nicht zum ersten Mal waren die Sängerinnen vom Frauenchor Judenbach zu Gast in der Feuerwache. „Ich freue mich, dass wir wieder einmal hier sind – und überhaupt, dass wir wieder dürfen“, betonte Chorleiterin Barbara Zach zur Begrüßung. Der Auftritt sei quasi ein „Arbeitsergebnis“ dessen, was man gerade in Vorbereitung der nächsten Auftritte vor heimischer Kulisse einstudiere. Auch die Altstimmen waren wohl an diesem Abend zahlenmäßig ziemlich dezimiert – was aber dem Genuss der Darbietungen keinen Abbruch tat.

Mit einem Teil ihrer Lieder hielten sich die Judenbacher an den Wunsch der Gastgeber: „Lasst uns gemeinsam den Frühling herbeisingen.“ Sie sangen von Blumen im Schnee, von den Schwalben und dem aus allen Zweigen hervorbrechenden Frühling, bemühten dazu Mozart und Beethoven und ließen natürlich auch das Lied nicht außen vor, das zu jedem ihrer Frühlingskonzerte gehört: „Verliebt in eine Linde“. Quer durch beliebte Melodien verschiedener Jahrzehnte sangen sie sich mit „Lass die Sonne in dein Herz“ von der Gruppe „Wind“, dem Max Raabe-Song „Für Frauen ist das kein Problem“ und dem Hildegard Knef-Klassiker „Für mich soll’s rote Rosen regnen“. Die Darbietungen klangen so beschwingt, als ob draußen vor der Tür nicht eine kalte Neuhäuser Nacht, sondern tatsächlich Frühling wäre.

Die gastgebenden „Kanthölzer“ sorgten wie gewohnt für Stimmung und gute Laune mit einer bunten Folge von Wirtshaus- und Kunstliedern gleichermaßen und ließen auch das Publikum beim Frühlingslieder-Potpourri kräftig mit einstimmen.

Übrigens: Wer diesmal den Klarinettisten Alfons Wimmer vermisst hat, der muss sich keine Sorgen um ihn machen. Aus familiären Gründen konnte er leider nicht dabei sein. Was wiederum Dieter Hoffmann bei der Erstellung des Programms ein wenig ins Schwitzen gebracht hat. Denn manche der Lieder aus dem umfangreichen Kantholz-Repertoire klingen eben nur mit Klarinette so richtig gut. Doch zum nächsten Mal wird Wimmer bestimmt wieder mit von der Partie sein.

Ein Termin für den 96. Sänger- und Musikantenstammtisch steht auch schon fest: Am Donnerstag, 15. Juni, laden die Volkshochschule des Landkreises und die Gruppe Kantholz wie gewohnt um 19.30 Uhr in den Saal der Neuhäuser Feuerwache zum musikalischen Miteinander ein. Sänger und Musikanten, die sich dort mit Ausschnitten aus ihrem Repertoire miteinbringen möchten, sind eingeladen, sich bei Dieter Hoffmann rechtzeitig anzumelden.

Fotos: Doris Hein/Doris Hein